Fatale zweite Hälfte
Rosport – Hesperingen 0:4 (0:0)
Rosport: Bürger, Brandenburger, Rodrigues, Spruds, Gaspar, K. Marques (71.' Tchantchou), Steinbach, Rossler (71.' Erkus), Moding, de Doncker (37.' Neves), Soladio
Hesperingen: Dupire, Pierrard, Garos, Prempeh, Sacras, Terki, O. Marques (77.' Malget), Benamra (65.' Avdusinovic), Couturier, Stolz (85.' Englaro), Mokulu
Torfolge: 0:1, 0:2, 0:3, 0:4 Stolz (55.', 63.', 69.', 84.')
Gelbe Karte: O. Marques (Hesperingen)
Schiedsrichter: Bourgnon, Ries, P. da Silva
Zuschauer: 285 zahlende
Wie ersetzt man einen, der nach dem Dafürhalten des eigenen Trainers als unersetzlich gilt? Gedanken, mit denen sich Marc Thomé für den Rest der Saison stand jetzt nicht mehr quälen muss. Die spannendste Personalie beim Duell Rosport gegen Hesperingen wurde gestern mit Blick auf den Spielberichtsbogen beantwortet.
Jordy Soladio – „unsere Lebensversicherung“, so Marc Thomé – läuft weiterhin für den FC Victoria auf. Der Transfer des vor dem 20. Spieltag besten BGL-Ligue-Torschützen zum lettischen Erstligisten FK Liepaja schien in trockenen Tüchern. Vom 21. bis zum 25. Februar weilte der Belgier mit den Letten im türkischen Belek im Trainingslager, ehe das politische Weltgeschehen den Transfer zum Kippen brachte. „Liepajas Mäzen ist ein Russe. Sein Sponsoring ist aufgrund der finanziellen Sanktion gegen das Putin-Regime nicht mehr gesichert, daher kam der Transfer nicht zustande“, erklärt Rosports Sportdirektor René Roller, der gegen Hesperingen den gesperrten Marc Thomé auf der Trainerbank vertrat.
„Was in der Ukraine geschieht, ist eine Tragödie sondergleichen. Dass der Transfer nicht zustande kam, dürfte uns die Saison retten“, so Roller, der präzisiert, „dass wir Jordy bei seiner Ausleihe aus Petingen seinerzeit zusicherten, dass wir ihn ziehen lassen, wenn ein Profiverein anklopft“. Eine Zusage, zu der man in Rosport stand, auch in der Gewissheit, so Roller, „dass ein Transfer uns die Saison kosten könnte“.
Dass Roller bei dieser Aussage nicht übertreibt, unterstreichen die Statistiken – sowie die Erfahrungen aus der Vorsaison. Gegen Hesperingen lief Soladio mit der Empfehlung auf, 2021/22 in 17 Ligaspielen 15 Mal getroffen zu haben. Noch eindringlicher belegen die Zahlen aus der Vorsaison, wieso Soladio für dessen Trainer Marc Thomé „der MVP der BGL-Ligue ist“ – also jener Spieler, der für seinen jeweiligen Trainer am schwersten zu ersetzen ist.
In der Spielzeit 20/21 erzielte Soladio in den ersten acht Spielen sechs Tore – ehe ihn ein Kreuzbandriss ausbremste und Rosport ein tabellarischer Absturz von Rang sechs auf Platz 14 ereilte. „Unser ganzes Spiel ist auf Jordy zugeschnitten. Ihn ziehen zu lassen, könnte einem sportlichen Selbstmord gleichkommen. Wir standen jedoch bei ihm im Wort. Als vierfacher Vater im Alter von 24 Jahren strebt er nach finanziellen Sicherheiten, die wir ihm nicht bieten können“, weiß Roller.
Gegen Hesperingen stand Soladio davor, zum Man of the Match zu avancieren. Einen langen Ball von Davis Spruds nahm Soladio fantastisch an und mit – ehe er frei vor Dupire neben das Tor schoss (25.'). Da zudem Brian Moding mit einem Schlenzer am Pfosten scheiterte (44.'), war das Remis aus Gäste-Sicht zur Halbzeit glücklich. Neben dem FC Victoria verfügt jedoch auch der FC Swift über einen Akteur, der für seine Farben eine sportliche Lebensversicherung darstellt. Per Viererpack schoss Dominik Stolz Hesperingen zum Sieg. Mit seinen Saisontoren 16, 17, 18 und 19 verdrängte er Soladio von der Spitze der Torjägerliste.
Durch die 0:4-Niederlage bleibt Rosport 2022, neben RM Hamm Benfica und Strassen, weiter sieglos. Der Vorsprung auf Relegationsrang 13 beträgt nur noch zwei Punkte. „Wir sind mitten im Abstiegskampf“, so René Roller. Die Hoffnungen, diesen positiv zu bestreiten, liegen nicht zuletzt auf Jordy Soladio. „Nach der Saison ist Jordy für uns nicht mehr zu halten“, weiß Marc Thomé, dass ihn im Sommer wieder jene Gedanken einholen werden, die aktuell aufgrund der Weltpolitik nochmals aufgeschoben wurden. (Luxemburger Wort, 07.03.2022)